1. Worum geht es?
Ich kann selbst nicht besser beschreiben, worum es genau geht, als es die erste Seite des Buches beschreibt. Daher werde ich dir einfach diese präsentieren:
“Ich kann nicht”, sagte ich. “Ich kann es einfach nicht.”
“Bist du sicher?” fragte er mich.
“Ja, nichts täte ich lieber, als mich vor sie hinzustellen und ihr zu sagen, was ich fühle . . . Aber ich weiß, dass ich es nicht kann.”
Der Dicke setzte sich im Schneidersitz in einen dieser fürchterlichen blauen Polstersessel in seinem Sprechzimmer. Er lächelte, sah mir in die Augen, senkte die Stimme wie immer, wenn er wollte. Dass man ihm aufmerksam zuhörte, und sagte:
“Komm, ich erzähl dir eine Geschichte.”
Und ohne ein Zeichen meiner Zustimmung abzuwarten, begann er zu erzählen.
Die einzelnen Kapitel laufen immer ähnlich ab. Der junge Patient Demian kommt mit diversen Problemen und Fragen zu seinem Therapeuten. Dieser hat immer eine passende Geschichte oder Weisheit parat.
Es sind 50 Kapitel und Geschichten, die sich quer durch alle Lebensbereiche ziehen.
2. Warum habe ich es gelesen?
In einem meiner SAP-Projekte wurde mehrmals über dieses Buch gesprochen. Alle waren extrem begeistert. Worte wie “lebensverändernd” wurden zur Beschreibung des Buches verwendet. Daher musste ich es einfach lesen, auch um mitreden zu können.
Seitdem habe ich es noch ein zweites Mal gelesen und nehme es immer wieder mal zur Hand, um eine dieser Geschichten nachzulesen.
3. Was habe ich mitgenommen?
Kennst du das Gefühl, wenn du gerade etwas gelesen / gehört / gesehen hast, was dich auf einer positiven Art total überrumpelt hat?
Bei vielen Geschichten davon ging es mir genauso. Ich musste das Buch erst einmal weglegen und darüber nachdenken. Teilweise bin ich aufgestanden, quer durch die Wohnung gelaufen und wusste nicht wohin mit mir. Es ist schwer zu beschreiben, was da in mir ausgelöst wurde.
Diese Geschichten haben es also wirklich in sich. Bucay schafft es, mit diesen kleinen Metaphern, alltägliche Probleme und Fragen, ganz simpel und verständlich zu erklären.
4. Wie bewerte ich es?
Im Kern geht es in diesem Buch um die vielen kleinen Geschichten. Und die sind hervorragend!
Doch damit nicht nur die Geschichten veröffentlicht werden, braucht es auch eine Verpackung. Bucay schafft es gut, um diese Geschichten herum eine große Geschichte in Form vieler Therapiesitzungen zu bauen. Demian nimmt alles, was ihn beschäftigt, mit in die Sitzungen und der Therapeut Jorge eröffnet ihm mit seinen Geschichten neue Blickwinkel und erdet ihn auch das ein oder andere Mal.
Was mich allerdings etwas gestört hat, ist der Ton, in welchem die beiden teilweise miteinander sprechen. Nicht nur, dass der Therapeut mit “Dicker” angesprochen wird, wird auch beschrieben, dass sich Demian auf den Schoß des Therapeuten setzt. Vermutlich soll es lustig sein. Mir erschließt sich nicht, warum dieses Therapeuten-Setting so unnötig ins Lächerliche gezogen wird, stellenweise etwas mehr Seriosität hätte nicht geschadet.
Für das Buch vergebe ich, trotz der kleinen Respektlosigkeiten, 5 Sterne.
5. Kann ich es weiterempfehlen?
Wer, wie ich, auch auf Kurzgeschichten steht, bei denen man zum Nachdenken angeregt wird, dem kann ich das Buch absolut empfehlen. Ein paar Geschichten kannte ich zwar in ähnlicher Form, trotzdem ist das Buch für jeden absolut empfehlenswert.
Dies ist auch das Buch, welches ich bisher am häufigsten verschenkt habe.
Jorge Bucay – Komm, ich erzähl dir eine Geschichte