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1. Worum geht es?

Viktor Frankl war ein österreichischer Psychiater, der das letzte Jahr des Zweiten Weltkrieges im KZ verbracht hat. Nach seiner Zeit im KZ hat er nicht nur dieses Buch mit all seinen persönlichen Eindrücken und psychologischem Wissen verfasst, er hat auch die Logotherapie und Existenzanalyse begründet.

Dabei geht es um die geistige Dimension des Menschen und dem existenziellen Streben nach dem Sinn des Lebens.

Frankl hat sich bereits in 1920er Jahren mit diesen Ansätzen befasst und beschreibt in seinem Buch die Erfahrungen aus dieser Brille. Er hat viele schlimme Grausamkeiten gesehen, erlebt und jeden Grund gehabt, irgendwann aufzugeben. Doch ihn trieb die Sehnsucht nach seiner Frau ebenso an, wie seine unvollendete Arbeit als Psychiater.

Mit diesem Buch schildert Frankl mentale Überlebenstechniken, welche nur entstehen können, wenn es einen tiefen Sinn dahinter gibt.

2. Warum habe ich es gelesen?

Wer sich mit der Sinnfrage beschäftigt, stößt irgendwann auf dieses Buch.

Da Frankl auch oft zitiert wird, musste ich dieses Buch einfach lesen.

3. Was habe ich mitgenommen?

Für mich war die Sichtweise Frankls auf seine Erlebnisse sehr eindrucksvoll. Die Verknüpfung der abscheulichen Erlebnisse mit seinem psychologischen Hintergrundwissen zeichnen das Buch aus.

Frankl hat einen solch starken Überlebenswillen entwickelt, um seinen eigenen Sinn des Lebens zu verfolgen, dass er in den aussichtslosesten Situationen etwas finden konnte, das ihn durchhalten lässt.

Ich habe mir dadurch noch einmal bewusst gemacht, dass die wenigsten Menschen per se schlechte Menschen sind. Sie haben eigene Motive und Gründe so zu handeln wie sie handeln. Durch etwas mehr Verständnis für die Situation seines Gegenübers, fällt es auch leichter Menschen ihre Taten zu verzeihen, egal wie grausam sie auch waren.

4. Wie bewerte ich es?

Frankl beschreibt manche Situationen zwar sehr detailliert, bewahrt sich aber stets seinen analytischen Schreibstil. Man hat den Eindruck, als würde er als Beobachter diese Situation beschreiben. Für mich ist das eine wirklich große Leistung, wenn man bedenkt, dass er das Buch direkt nach seiner Freilassung geschrieben hat.

Das Buch ist frei von dem Ruf nach Mitleid und kommt ohne die Schuldfrage aus. Getreu nach dem Motto “Was passiert ist, ist passiert. Machen wir das Beste daraus!”

Jetzt mag es daran liegen, dass ich das Buch hauptsächlich abends im Bett gelesen habe, doch hat es mich nicht so gepackt, wie es bei anderen der Fall ist. Es war gut, jedoch nicht lebensverändernd. Ich werde es sicherlich noch einmal lesen, etwas bewusster.

Negativ habe ich den Anfang und Schluss des Buches empfunden. Das Vorwort von Hans Weigel hebt Viktor Frankl dermaßen hoch in den Himmel. Das war mir teilweise schon zu viel. Ohne Frage, Viktor Frankl hat großartiges geleistet, doch sehe ich solche Vergöttlichungen immer eher skeptisch.

Das Ende beinhaltet ein Theaterstück, welche Frankl geschrieben hat. Ich habe es nur stellenweise gelesen. Doch hat es mich auf Grund der Rollen gar nicht angesprochen. Immanuel Kant, Sokrates, ein schwarzer Engel und andere Protagonisten haben mich nicht gepackt, daher habe ich die 40 Seiten weggelassen.

Für den Hauptteil vergebe ich 5 Sterne, den Rest kann ja lesen, wer mag.

5. Kann ich es weiterempfehlen?

Für mich war diese besondere Sichtweise auf das Konzentrationslager sehr lesenswert. Wer kein Problem damit hat, teilweise sehr grauenvolle Dinge zu lesen, darf das Buch gerne einmal zur Hand nehmen.

 

Viktor Frankl – Trotzdem Ja zum Leben sagen