1. Worum geht es?
Haruki Murakami ist einer der bekanntesten Autoren Japans. Da er viele Jahre in den USA lebte, hat er zudem diverse amerikanische Werke ins Japanische übersetzt.
Doch fern von seiner Tätigkeit als Schriftsteller, gibt es etwas, wovon er selbst sagt, dass diese Tätigkeit ihm überhaupt zudem gemacht hat, der er heute ist – das Laufen.
Murakami läuft für sein Leben gern und zieht daraus viel Kraft und Inspiration. In diesem Buch begleitet der Leser ihn etwas mehr als ein Jahr, von August 2005 bis Oktober 2006, bei der Vorbereitung auf den New York Marathon im November 2005 und einen Triathlon Oktober 2006.
Das Besondere ist, dass Murakami bereits seit rund 25 Jahren fast täglich läuft, meistens ca. 10 km. In dem Buch wird der Leser mit auf die harte Wettkämpfvorbereitung genommen und erhält Einblicke in die Vergangenheit Murakamis.
2. Warum habe ich es gelesen?
Da ich ebenfalls sehr gerne Laufe und neben der Tätigkeit selbst, mich auch für die vielen positiven Effekten interessiere, bin an der ein oder anderen Stelle auf dieses Buch gestoßen.
Darüberhinaus fordere ich mich selbst gerne mit kleinen Challenges heraus, die andere vielleicht als sinnlos oder verrückt bezeichnen würden. In diesem Fall hat mich das sogenannte Streak Running, bei dem man täglich einen Lauf absolvieren muss.
3. Was habe ich mitgenommen?
Auf der einen Seite sind es die treffenden Worte, die Murakami für manches findet, was ich im Unterbewusstsein zwar ähnlich wahrnehme, doch niemals so treffend in Worte fassen könnte.
Auf der anderen Seite habe ich von jemanden, der seit mehr als 25 Jahren fast täglich läuft, die Vorstellung, dass Marathons ein Kinderspiel für diese Person sein müssten. Doch er belehrt den Leser immer wieder eines Besseren.
Dass es Zeiten gibt, an denen er sich in einem regelrechten Läufer-Blues befindet und absolut keinen Spaß beim Laufen empfindet, er während eines Marathons immer wieder taktische Fehler begeht und bei weitem kein besonders schneller Läufer ist.
Mir zeigt es, dass die ein oder andere Phase, in der ich keine Lust habe zu laufen oder es als sehr anstrengend empfinde, völlig normal ist. Es hat nichts mit meinem Trainingszustand zu tun. Das beruhigt irgendwie.
Es war spannend für mich zu erfahren, wie er sich während eines 100 Kilometer-Laufes, Marathons oder Triathlons gefühlt hat und wie er sich immer wieder motiviert die Herausforderungen erneut anzupacken.
Ich habe dabei viele Parallelen zu mir entdeckt, auch wenn ich sehr weit davon entfernt bin, täglich laufen zu gehen.
4. Wie bewerte ich es?
Murakami lässt den Leser tief in seine eigene Gedankenwelt eintauchen, verpackt seine eigenen Fehler und Erfahrungen in sehr treffende Worte. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und das man gleitet sehr gut durch das Buch.
Unsicher bin ich mir, ob die Aufteilung glücklich gewählt ist. Während der Marathon-Vorbereitung schreibt er in Abständen von 2 Wochen, was ihn dort beschäftigt und wie es voran geht, dann kommt ein Sprung von 10 Monaten und dann noch einmal von 2 Monaten. Während dieser Episoden beschreibt er diverse Phasen seines Lebens. Mir ist es zwischendurch etwas schwer gefallen, ob er sich gerade im “Jetzt” oder seiner Vergangenheit befindet.
Auf jeden Fall hat das Buch vieles in sich, was ich gerne gelesen habe. Für die Mischung aus Tagebuch, Seelen-Striptease und Biographie vergebe ich 4 Sterne.
5. Kann ich es weiterempfehlen?
Das Buch ist für Läufer unbedingt empfehlenswert, denn er erschafft durch das Aufzeigen seiner starken und auch verletzlichen Seiten ein tolles Mitgefühl und zeigt, dass wir Läufer alle mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben.
Doch auch alle Menschen, die vielleicht verstehen möchten, warum Menschen überhaupt laufen, können aus diesem Buch viele Erkenntnisse gewinnen.
Haruki Murakami – Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede