Lesedauer 11 Minuten

Kindern erzählt man Geschichten, damit sie einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.

Jorge Bucay

Prolog: Was erzählst du anderen Menschen?

Erinnere dich bitte einmal an deine Kindheit zurück.

Ein sonniger Wochentag. Du warst nach der Schule den restlichen Tag mit deinen Freunden draußen spielen. Das schöne Gefühl der Wärme und der angenehmen leichte  Wind auf deiner Haut. Die vielen Gerüche nach frisch gemähtem Rasen und den vielen Blumen zaubern dir ein Grinsen ins Gesicht.

Es ist 19 Uhr. Es duftet herrlich nach deinem Lieblingsessen. Deine Mama stand dafür lange in der Küche. Du hörst, wie sie noch schnell die Sauce anrührt. 

Deine ganze Familie versammelt sich am Esstisch. Alle hatten einen schönen Tag und freuen sich nun auf das Essen. Du bist hungrig uns kannst es kaum erwarten mit dem Essen anzufangen. Alle helfen Mama den Tisch zu decken. Ihr stellt Gewürze und Teller auf den Tisch. Du legst das Besteck dazu. Jeder bekommt ein Glas Wasser. Ihr setzt euch. Alle Grinsen sich an und fangen an, sich die Teller zu befüllen.

Ganz beiläufig fragt deine Mama dich, wie es heute in der Schule war.

Was erzählst du. . .?

Geschichten sind allgegenwärtig

Ich schätze mal, du wirst nicht erzählen, was du in der Schule gelernt hast. Welche Rechenarten oder Vokabeln ihr im Unterricht behandelt habt. Nein.

Vielmehr würdest du von deinen Erlebnissen erzählen. Was dem Lehrer oder jemanden aus deiner Klasse Lustiges passiert ist. Was du in der Pause beobachtet oder erlebt hast. Vielleicht, wie du im Unterricht eine schwere Frage richtig beantworten konntest.

Mit Geschichten schaffen wir es, andere Menschen an unserem Leben teilhaben zu lassen. Genau genommen, ist dein Leben in der Rückschau eine Abfolge und Verknüpfung von Geschichten. Geschichten, an die du dich zurückerinnerst und anderen weitererzählst.

Wir alle haben ganz unbewusst die Grundregeln des Storytellings verinnerlicht. Es ist die älteste Form, sich gegenseitig Erlebnisse und Informationen zu übermitteln. Schon in der Kindheit haben wir gelernt, dass uns für ein paar Minuten die volle Aufmerksam gehört, wenn wir eine Geschichte erzählen. In diesen Situationen werden wir ein wichtiger Teil einer Gemeinschaft.

Doch was ist es genau, was sie so fesselnd macht? Warum erzählen wir gerne in Form einer Geschichte oder hören noch lieber anderen dabei zu? All das lösen wir in diesem Beitrag auf.

Du wirst erfahren, was an Geschichten so besonders ist, wo und wie sie eingesetzt werden können und vor allem wie du selbst welche aufbereiten und erzählen kannst.

Am Ende des Beitrages findest du meinen Beitrag zur Heldenreise. Dort erfährst du, wie du deine eigene Heldenreise schreiben und zur Zielerreichung einbinden kannst.

Warum wir Geschichten gezielt einsetzen sollten

Geschichten sind nicht nur dazu da, anderen Menschen in geselliger Runde einen Ausschnitt aus unserem Leben zu vermitteln. Sie können auch bewusst eingesetzt werden.

Um die Aufmerksamkeit der Zuhörer einzufangen.

Um den Zuhörern eine Weisheit oder Erfahrung zu übermitteln.

Vielleicht auch einfach nur zur Unterhaltung.

Schauen wir uns also erst einmal die verschiedenen Arten von Geschichten an, bevor wir einen Blick auf die Wirksamkeit  werfen.

Arten von Geschichten

Es gibt viele verschiedene Arten von Geschichten mit unterschiedlichen Einsatzzwecken. Ich habe dir mal einige davon mitgebracht.

Biografische Erzählung

Hierzu gehören natürlich die Geschichten aus deinem eigenen Leben, deine Erlebnisse und Erfahrungen. Ebenso gehören auch die Erlebnisse einer anderen Person dazu, unabhängig davon, ob die Person sie selbst erzählt.

Fabeln

Eine kurze Geschichte mit belehrender Absicht, in der Tiere, Pflanzen oder fiktive Wesen menschliche Eigenschaften besitzen. Die Moral der Schlusspointe einer Fabel ist meist leicht zu erfassen.

Parabeln

Eine lehrhafte Erzählung, in welcher moralische oder ethische Grundfragen mit Hilfe menschlicher Protagonisten auf eine andere Situation übertragen werden. Parabeln regen zum Nachdenken an, da die Lehre teilweise versteckt ist und nur durch eine Herleitung auf die Realität erkennbar wird.

Märchen

Frei erfundene Texte, die sich durch fantasievolle Elemente auszeichnen. Viele Märchen beinhalten gesellschaftliche oder soziale Gegebenheiten.

religiöse Geschichten

Geschichten aus religiösen Schriften, deren Wahrheitsgehalt nur schwer festzustellen ist. Sie gehören zu den ältesten Geschichten und sind durch den religiösen Bezug meist stark vorbehaftet.

Novellen / Abenteuer

Eine Novelle kann als kurzer Roman beschrieben werden. Wird in Novellen ein einziges Ereignis erzählt, kann das Abenteuer mehrere kleinere Ereignisse zu einem großen zusammenfassen. Sie eint die Darstellung der Geschehnisse in einer Art Berichtsform.

Zitate / Aphorismen

Aphorismen sind kleine Sinnsprüche oder Gedanken, die eine besondere Einsicht rhetorisch darstellen. Zitate sind Sätze, welche eine reale Person einmal gesagt oder geschrieben hat.

Die Wirksamkeit von Geschichten

Zahlen, Daten, Fakten berühren niemanden. Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass Informationen besonders gut aufgenommen werden, wenn dabei mehrere Sinne einbezogen werden, anstatt nur Hören und Sehen. Geschichten reißen den Leser mit, indem sie Erfahrungen und Emotionen miteinander verbinden.

Die Zuhörer können sich die Bilder dadurch besonders gut selbst vorstellen und vor allem auch in Erinnerung behalten. Sie filtern die für sie wichtigen Informationen heraus und kreieren damit ihr eigenes Bild. Diese Bilder werden idealerweise kleine Denkanstöße hervorrufen. 

In der Werbung rufen nicht die harten Fakten und Versprechen den Kaufwunsch hervor, sondern die mitgelieferten Emotionen bewirken eine Verbundenheit und Identifikation mit dem Produkt oder der Marke.

Beispiel der Auswirkung einer Geschichte

Eine Parabel soll Denkanstöße hervorrufen, indem sie eine Situation mit einer versteckten Moral beschreibt. Häufig ist es nicht die Situation selbst, die uns Schwierigkeiten bereitet, sondern die Bedeutung, die wir ihr beimessen.

Ich lade dich ein, dich einmal auf das nachfolgende Beispiel einzulassen.

Angenommen, es ist in letzter Zeit ein von dir sehr geliebter Mensch von uns gegangen. Immer wieder denkst du an gemeinsame Erlebnisse mit dieser Person und wirst durch viele Gegenstände immer wieder daran erinnert. Das Leid und die Trauer lassen dich nicht so Recht nach vorne blicken und du schaffst es nicht, dich auf dein eigenes Leben zu konzentrieren. Auch wenn du am Tod dieses Menschen nichts mehr verändern kannst, beschäftigt er dich bereits seit vielen Monaten.

Wenn ich dir nun sagen würde “Ach, Kopf hoch. Es muss doch weitergehen. Du kannst nicht ewig in diesem Zustand bleiben.”

Völlig zurecht würden diese Sätze eher Widerstand auslösen, als dass ein positiver Effekt erkennbar wäre.

Doch wie sieht es mit folgender Geschichte als Alternative aus?

Die Geschichte vom Senfsamen

In einem fernen Land lebte eine Frau, deren einziger Sohn tödlich verunglückt war. Sie wusste in ihrer Trauer keinen Rat mehr, wie sie es schaffen kann, nach vorne zu blicken.

In ihrem Kummer ging sie zu einem heiligen Mann und fragte ihn: “Welche Gebete und Beschwörungen kennst du, um meinen Sohn wieder zum Leben zu erwecken?” Er antwortete ihr: “Bring mir einen Senfsamen aus einem Haus, das niemals Leid kennen gelernt hat. Damit werden wir den Kummer aus deinem Leben vertreiben.”

Die Frau begab sich auf die Suche nach dem Zauber-Senfsamen. Auf ihrem Weg kam sie bald an ein prächtiges Haus, klopfte an die Tür und brachte ihre Bitte vor: “Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat. Ist dies der richtige Ort? Es wäre wichtig für mich.” Die Bewohner des Hauses antworteten ihr: “Da bist du an den falschen Ort gekommen”, und sie zählten all das Unglück auf, das sich jüngst bei ihnen ereignet hatte.

Sie klopfte an viele Türen. Sie brach immer wieder auf und suchte aufs Neue ein Haus ohne Leid. Aber wo immer sie sich hinwandte, in Hütten und Palästen, überall begegnete ihr das Leid.

Die Frau dachte bei sich: “Wer kann diesen armen unglücklichen Menschen wohl besser helfen als ich, die ich selber so tief im Unglück bin?” Sie blieb und tröstete sie.

Schließlich beschäftigte sie sich nur noch mit dem Leid anderer Leute. Dabei vergaß sie die Suche nach dem Senfsamen und dem weisen Mann. Ihr war nicht bewusst, dass sie auf diese Weise tatsächlich den Schmerz und die Trauer aus ihrem Leben verbannt hatte.

Die Wirkung dieser Geschichte

Stimmst du mir zu, dass diese Geschichte schon eher einen positiven Effekt haben könnte?

Mit dieser Geschichte verändern wir nicht die sachliche Wahrnehmung. Der Tod des geliebten Menschen ist nach wie vor ein schlimmes Ereignis. Wir verändern hiermit allerdings die Bedeutung für dich. Und da in dieser Geschichte die Lehre versteckt ist, liegt die Interpretation ganz bei dir. Ob du nun sagst “Ich bin nicht der einzige Mensch, der einen geliebten Menschen verloren hat.” oder auch, dass du aus der Situation kraftvoll hervorgehen kannst. Es bleibt ganz bei dir was du daraus machst.

Eine solche Veränderung der Bedeutung nennen wir Reframing. Du veränderst die Bedeutung einer Situation, indem du merkst, dass die bestehende Bedeutung nicht mehr funktioniert. Eine Geschichte verschafft uns die nötige Distanz, um unser bisheriges Denken nicht gänzlich und direkt in Frage zu stellen. Mit Hilfe der Emotionen und freien Interpretation entfaltet die Geschichte die ganze Kraft.

Weitere tolle Bücher mit Geschichten findest du unterhalb dieses Beitrages!

Wann sind Geschichten gute Geschichten?

Jetzt haben wir viel über die Magie von Geschichten gesprochen. Du fragst dich jetzt sicherlich, was genau eine gute Geschichte ausmacht. Das ist gar nicht so einfach zu sagen, da es neben den klassischen Charakteristika auch um die Art des Erzählens und Interpretation des Zuhörers geht. Wird die tollste Geschichte schlecht erzählt, löst sie nichts aus. Ebenso kann sie für den Einen das ganze Weltbild verändern und bei anderen nur ein müdes Schulterzucken hervorrufen.

Wie ist eine gute Geschichte aufgebaut?

Schauen wir uns also zunächst den klassischen Aufbau einer Geschichte an. Was du intuitiv bereits seit der Kindheit anwendest, wollen wir uns dennoch einmal genauer vor Augen führen.

Die meisten Geschichten besitzen einen klassischen Spannungsbogen, mit einem Anfang, der Problembeschreibung und dem Ende. Der Spannungsbogen sorgt dabei für Aufmerksamkeit und ermöglicht die Identifikation des Zuhörers.

Der Anfang ermöglicht den Zuhörer, sich in die Situation des Protagonisten hineinversetzen zu können. Erst, wenn die W-Fragen (Wer? Wo? Wann? Was?) beantwortet sind, besitzt der Zuhörer alle relevanten Informationen, um die Ausgangssituation zu verstehen. Mit Hilfe von emotionaler Sprache sollte die Hauptfigur möglichst sympathisch dargestellt werden und die Ausgangssituation eine relevante Bedeutung für den Zuhörer besitzen.

Für die Problembeschreibung werden alle Ereignisse meist in zeitlicher Reihenfolge erzählt, die für das Ende von Bedeutung sind. Sie sollten in kausalem Zusammenhang zueinander stehen. Relevante Ereignisse bestehen meist aus Hindernissen oder Konflikten und lassen eine Entwicklung erkennen. Diese Ereignisse sollten besonders mit einer bildhaften Sprache und eindrücklichen Emotionen vorgestellt werden, um die Spannung richtig aufzuladen.

Das Ende besteht meist aus einem Erfolgserlebnis oder der Auflösung des Sachverhalts. Der Höhepunkt hält für den Zuhörer meistens ein anwendbares Fazit oder eine Moral bereit. 

Wie kann die Geschichte fesselnd erzählt werden?

Eine Geschichte fesselnd zu erzählen, ist eine kleine Kunst. Dennoch gibt es ein paar einfache Dinge, die du leicht umsetzen kannst.

Zunähst einmal ist es wichtig, de Geschichte vernünftig einzuleiten, bevor sie überhaupt losgeht. Indem du eine Geschichte ankündigst, sicherst du dir ein Zeitfenster und die Bereitschaft der Zuhörer. Zur Einstimmung kannst du noch erzählen, wie du auf die Geschichte gestoßen bist. Das könnte wie folgt aussehen:

“Sehr geehrte Damen und Herren, sie erwarten jetzt sicherlich die besten Tipps, die sie ganz leicht umsetzen können. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass wir uns zunächst dem “Wofür” widmen sollten, bevor wir uns mit dem “Wie” beschäftigen. Dazu habe ich Ihnen eine passende Geschichte mitgebracht, auf die ich vor Kurzem während einer Vorbereitung eines Seminars gestoßen bin. Diese möchte ich gerne mit Ihnen teilen.”

Ohne mit der Geschichte begonnen zu haben, ist die Aufmerksamkeit sichergestellt. Die Zuhörer wissen, was nun aus welchem Grund passiert und wie es weitergeht.

Wie bereits erwähnt, sollte eine gute Geschichte alle Sinne der Zuhörer ansprechen. Dazu gehören möglichst viele Details und Adjektive. Je bildhafter die Geschichte erzählt wird, umso besser können sich die Zuhörer hineinversetzen.

Um den groben Aufbau und die wichtigen Elemente zu strukturieren, habe ich dir ein sogenanntes Canvas vorbereitet. Hier kannst du die gesamte Geschichte strukturieren und die wichtigen Elemente wiederverwendbar aufbereiten.

 

Strukturierung einer Geschichte

In den Ausführungen des Erzählers sollten demnach auch Gerüche und Gefühle gezielt eingebaut werden. So werden Emotionen ausgelöst und die Geschichte entfaltet sich im Kopf der Zuhörer. Dazu kann erzählt werden, wie sich der Protagonist in der jeweiligen Situation fühlt, was in ihm vorgeht oder auch, welche Emotionen gerade beim Publikum vorherrschen.

Wir wissen alle, dass noch niemand einen mitreißenden Vortrag mit den Händen in der Hosentasche gehalten hat. Denke dir gezielt ein paar Gesten aus, wie du das Gesagte untermauern kannst. Eine kleine Geste je Szene reicht hier völlig aus.

Ebenso hilft es, das Publikum mit einzubeziehen. Indem du eine rhetorische Frage stellst, Sätze offen lässt, einen Befehl einbaust oder Inhalte vom Publikum wiederholen lässt, steigerst du die Aufmerksamkeit noch weiter. Vor allem die Wiederholungen helfen, das Gesagte in Erinnerung zu behalten. 

Was ist der richtige Einsatz einer Geschichte?

Menschen hören gerne zu. Dies allein ist kein Indiz auf die Wirksamkeit einer Geschichte, es sei denn die Geschichte soll nur der Unterhaltung dienen oder die eigene Erzählfreude befriedigen. Um allerdings etwas im Zuhörer auszulösen, bedarf es mehr.

Dann sollte die Geschichte bewusst eingesetzt werden. Sie sollte also zu einer aktuell vorherrschenden Situation oder zum Thema passen. Die reale Situation und die Metapher sollten gleichartig erscheinen, sodass der Zuhörer zwar etwas Abstand zu der eigenen Situation gewinnt, dennoch einen Bezug herstellen kann.

Um die Spannung nicht zu verlieren, ist es wichtig die Geschichte nicht unnötig mit Ereignissen zu schmücken, die nicht direkt zum gewünschten Ende führen. Ebenso ist eine präzise Erzählweise wichtig. Wer sich mit Details vertut, sich mehrmals verspricht oder Ereignisse in der Reihenfolge durcheinander wirft, wird den Zuhörer nicht erreichen.

Zum Schluss sollte dem Zuhörer etwas Raum verschafft werden, in welchem er seine Ableitungen gestalten und den persönlichen Bezug herstellen kann. Wenn er eine ähnliche passende Geschichte erzählen möchte, dann sollte er das machen dürfen, um seine Gedanken leichter in Worte fassen zu können.

Was sind Anwendungsfälle für Geschichten?

Geschichten können Inhalte vermitteln oder auch Widerstände schmelzen. Sie können als Anker dienen, indem der Zuhörer sich die Geschichte in diversen Situationen immer wieder hervorruft, um sich Mut zu machen.

Sie können helfen, um die eigene Erwartungshaltung anderen gegenüber zu verdeutlichen, die Sichtweise und Perspektive des Gegenübers zu verdeutlichen, Komplexität einer Situation abzubauen oder eine bekannte Lösung fester zu verankern. Sollte der Gesprächspartner in seiner analytischen Denkweise gefangen sein, kann eine Geschichte auch die Kreativität aktivieren.

Was ist der Vorteil von Geschichten aus der Literatur?

Geschichten aus der Literatur handeln bei Fabeln oder Märchen meist mit erfundenen Protagonisten. Auch Parabeln sind meist offensichtlich von realen Erfahrungen zu unterscheiden. Das schafft dem Zuhörer eine gewisse Distanz, was bei stark emotionalen Themen ein großer Vorteil ist.

Darüber hinaus kann der Einsatz einer literarischen Geschichte besser geplant und für einen bestimmten Zweck vorbereitet werden. Bei persönlichen Geschichten wird der Bezug unter Umständen nicht sofort ersichtlich. Literarische Geschichten wurden teilweise über viele Generationen weitergetragen und haben deshalb eine größere Strahlkraft. Häufig wurden sie explizit dafür geschrieben, Lebensweisheiten oder kulturelle Werte zu übermitteln.

Was ist bei persönlichen Geschichten zu beachten?

Persönliche Geschichten können eine Beziehung zum Gegenüber aufbauen. Indem man selbst etwas aus dem eigenen Leben preisgibt, erleichtert es dem Gesprächspartner sich selbst zu öffnen. Einigen Menschen kann eine persönliche Geschichte die Annahme der Moral vereinfachen, indem durch die eigene Erfahrung der Realitätsbezug besser hergestellt werden kann.

Jedoch ist bei persönlichen Geschichten darauf zu achten, dass sie bereits länger zurückliegt und keine Emotionen während des Erzählens bei sich selbst auslöst. Da die Geschichte selbst erlebt wurde, besteht zudem die Gefahr sehr ausufernd mit vielen unnötigen Details zu erzählen.

Selbst erlebte Geschichten sollten demnach nicht aus der Erinnerung heraus erzählt werden, sondern niedergeschrieben und für den jeweiligen Zweck vorbereitet werden. Sie sollte eine klare zielorientierte Botschaft beinhalten, die eine Handlung auslöst oder einen Perspektivwechsel anstößt. Sie sollten nicht dem Zweck dienen, das Dilemma des Zuhörenden durch Verallgemeinerungen weiter zu verstärken (“Das kenne ich, wir Männer . . .”).

Was ganz wichtig dabei ist. Bitte niemals Geschichten anderer oder gar Parabeln als eigene Erlebnisse verkaufen. Das ist überhaupt nicht notwendig und kann schnell nach hinten losgehen, wenn du dabei ertappt wirst.

Ein paar Quick Tipps zum Schluss

Wie gewohnt, möchte ich dir zum Schluss noch ein paar Quick Tipps mitgeben. Diese Tipps richten sich in erster Linie an Geschichten, mit denen du eine Wirkung erzielen möchtest, die über die Unterhaltung hinaus geht.

  1. Lege die Botschaft vorher fest, indem du dir im Vorfeld überlegst, was du deinem Gegenüber mit der Geschichte auf den Weg geben möchtest. Bestimme die Moral und Erzählweise niemals spontan aus der Erinnerung heraus.
  2. Bringe dich selbst mit ein, indem du eigene Sorgen oder Ängste preisgibst. So erleichterst du es den Zuhörern, sich mit dir zu identifizieren.
  3. Erzähle nur Geschichten, die deine eigenen Werte und Persönlichkeit widerspiegeln. Bleibe glaubwürdig und authentisch, anstatt dich zu verstellen.
  4. Deine Geschichte soll mitreißen. Es ist nicht verboten, auch mal zu schreien oder zu lachen. Überlege dir auch, welche Emotionen und Bedürfnisse der Zuhörer du ansprechen möchtest.
  5. Hole die Zuhörer ab, indem du zeigst, dass du sie verstehst. Wenn du ihnen auf Augenhöhe begegnest und deren Wissensstand vorwegnimmst, vermittelst du Nähe und Empathie. Wenn du zu Beginn offene Fragen stellst, um Zuhörer einzubeziehen, beantworte sie zum Schluss auch.
  6. Schaue dir Videos von guten Geschichten an. Lerne, wie sie fesselnd erzählt werden können.
  7. Baue dir eine Sammlung von Geschichten auf. Indem du sie strukturiert aufbereitest (nutze das Story-Canvas!), müssen diese nur noch abgerufen, anstatt neu konstruiert werden.

Fazit

Das war mein Beitrag aus der Welt Geschichtenerzählens.

Du hast gelernt, dass Geschichten schon immer das Mittel der Wahl war, um Erlebnisse und Erfahrungen anderen zu erzählen. Es gibt verschiedene Formen und Einsatzmöglichkeiten von Geschichten. Du hast den Aufbau kennengelernt und wie du mit Hilfe eines Canvas DEINE Geschichtensammlung aufbauen kannst.

Das Schöne an Geschichten ist, dass du sie schon immer intuitiv erzählt hast. Erst, wenn du sie gezielt anwenden und eine Wirkung erzielen möchtest, tun wir uns schwer mit dem Erzählen. Sie vorher aufzubereiten und zu üben, hilft ungemein. Auch Parabeln oder kleine Märchen können durchaus mal im Freundes- und Bekanntenkreis zu Übungszwecken erzählt werden.

Ich möchte euch einladen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Wo kommt ihr im Alltag mit Geschichten in Kontakt? Wie werden sie erzählt? Welche Art von Geschichten sprechen euch besonders an?

Was sind deine Lieblingsgeschichten? 

Wärst du interessiert, wenn ich auf meinem Blog eine Sammlung von Geschichten erstelle?

In diesem Sinne: Bleib niemals wie du heute bist!

Unterschrift

Hier mein Beitrag, in welchem du die Heldenreise nachlesen kannst:

Titelbild
Ziele erreichen

Darum scheitern Ziele: Die etwas andere Ansicht über Zielvorhaben

  • Zielformen
  • Zielerreichung
  • Formuliere deine Heldenreise
  • 10 Umsetzungstipps

Hier noch die versprochenen Bücher mit ganz tollen Geschichten! ! !

Bernhard Trenkle

Dazu fällt mir eine Geschichte ein

Joseph Campbell

Der Heros in Tausend Gestalten

Ajahn Brahm

Der Elefant, der das Glück vergaß

Stefanie Widmann / Andreas Wenzlau

Moderne Parabeln

Jorge Bucay

Geschichten zum Nachdenken