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Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben… Den Rest habe ich einfach verprasst.

George Best

Prolog: Musst du mehr verdienen oder reicht es weniger auszugeben?

Wir haben uns hier bereits Gedanken über die Finanzierung deines Lebensabends beschäftigt. Jetzt fragst du dich sicherlich, wie du mit diesen Erkenntnissen umgehen und wie du das alles umsetzen sollst. Dazu kommen wir heute.

Ich habe bewusst ein etwas provokanteres Zitat des Fußballspielers George Best verwendet. Wenn du auf deinen Alltag blickst, wofür gibst du dein Geld aus? Hast du auch am Ende des Geldes noch Monat übrig? Um dich davor zu bewahren, alles Geld zu verprassen, werde ich dir eine Struktur erläutern, mit der deine Finanzen zu einer Nebensache werden. 

Zunächst fassen wir noch einmal die bekannten Eckpfeiler deiner Finanzen zusammen, bevor ich dir anschließend ein System an die Hand gebe, mit welchem du deine Finanzen vollautomatisiert mit wenig Aufwand organisieren kannst. Doch um dahin zu kommen, musst du dir einmal einen Tag Zeit nehmen. Aber was ist schon ein Tag, wenn es um deine Finanzen der nächsten Jahre geht?

Was passiert mit deinem monatlichen Gehalt?

Bevor du loslegen kannst, ist es absolut wichtig, dass du dir einen Überblick über deine Finanzen verschaffst. Das habe ich im oben genannten Artikel bereits ausführlich erklärt. Am Ende dieses Abschnittes verrate ich dir meine persönlichen Ausgabenverhältnisse, prozentual natürlich. 

Auflistung der Fixkosten

Schaue dir einmal das ganze Jahr an. Welche Fixkosten kommen da zusammen?

Ich habe mir hierfür einmal die regelmäßigen Ausgaben (in der Regel Lastschriften) der letzten 12 Monaten in eine Exceltabelle übertragen. Hier geht es um die Fixkosten, also alles was du regelmäßig (monatlich, quartalsweise, jährlich) bezahlen (musst): Miete, Strom, GEZ, Kredite, div. Abos, Versicherungen, Mitgliedsbeiträge o. ä.

Dort habe ich von oben nach unten alle Ausgaben aufgelistet und die Beträge in die Spalten der einzelnen Monate übertragen. Ich habe anschließend alle Summen addiert und durch 12 geteilt. So habe ich einen groben Richtwert, was ich monatlich an Ausgaben habe. Diesen Wert rundest du grob aus und schon hast du deine Fixkosten ermittelt.

Bereits da wirst du vielleicht die ein oder andere Ausgabe hinterfragen (Fitnessstudio, Abos, Versicherungen). Gut so. Das ist jetzt der perfekte Zeitpunkt alles zu kündigen was du nicht unbedingt benötigst.

Haushaltsbuch führen

Neben deinen Fixkosten hast du natürlich auch Ausgaben, die zwar nie regelmäßig auf den Cent genau auftauchen, aber doch regelmäßig anfallen. Darunter fallen Lebensmittel, Tankquittungen, Drogerieprodukte, regelmäßige Kantinenbesuche usw. Auch die sonstigen Freizeitausgaben und Einmalkäufe sind noch aufzulisten, jedoch bitte anders kategorisieren. Darunter fallen Klamotten, Restaurantbesuche, Haushaltsprodukte, diverse Käufe bei Amazon, Bücher usw. 

Am besten führst du hier für 1-3 Monate ein Haushaltstagebuch. Sei hier ebenfalls ruhig großzügig in der Aufsummierung.

Sparbetrag festlegen

Jetzt wird es interessant. Was bleibt übrig, wenn du diese monatlichen Ausgaben von deinen Nettoeinnahmen abziehst? Von dieser Summe kannst du dir jetzt noch einen Teil für Urlaub oder Fortbildungen abziehen, wir nennen sie mal “kurzfristiger Sparanteil”. Der wird natürlich größer, wenn du beispielsweise für ein Auto sparst oder ähnliches.

Der Rest ist dein langfristiger Sparanteil. Mit diesem füllst du zunächst deine “Reserve” auf, sodass du dort je nach Risikoaversität 3-6 Nettogehälter liegen hast. Ist das erreicht, investierst du das Geld. Dazu habe ich dir beriets im genannten Artikel etwas geschrieben. Stichwort Zinseszinseffekt!

Zusammenfassung

Du hast also, neben deinem Gehaltskonto, 5 Töpfe, in die dein Gehalt fließt:

Fixkosten / Einkaufen / Freizeitausgaben / kurzfr. Sparanteil / Investition + Reserve

In der unteren Tabelle siehst du meine persönliche Aufteilung. Das soll jetzt keine Maßgabe für dich sein. Das hängt natürlich stark von der Lebenssituation, dem Lebensstil und den persönlichen Prioritäten ab.

Fixkosten: Miete, Strom, Versicherungen . . . 40 %
Einkaufen: Lebensmittel, Drogerie, Mittagessen . . . 15 %
Freizeitausgaben: Klamotten, Bücher, Restaurant, Kino . . . 10 %
kurzfr. Sparanteil: Urlaub, Fortbildung, Auto . . . 10 %
Investition: Reserve, Börse 25 %

Wenn du das mal etwas länger betreibst, wirst du sehen, dass mit jeder Gehaltserhöhung der Sparanteil größer wird. Die Fixkosten sind nämlich bereits fix und mehr isst du auch nicht, nur weil du mehr verdienst. Also wächst der Sparanteil weiter an.

So verwaltest du deine 5 Töpfe

Natürlich wirst du diese Budgets nicht in Excel verwalten. Ich erkläre dir jetzt, was du stattdessen dafür benötigst: Ein 5-Konten-System!

Bitte schaue hier auch auf die Kosten. Und scheue dich nicht vor einem Wechsel der Hausbank. Mittlerweile gibt es automatische Kontowechsel-Assistenten. Und da du ja bereits all deine Lastschriften aufgelistet hast, ist die Vorarbeit dazu bereits erledigt. Der einmalige Aufwand ist es Wert, wenn du damit jährlich Geld sparen kannst.

Diese Konten benötigst du

Das Gehaltskonto mit Tagesgeldkonto

Natürlich benötigst du ein Konto, auf welchem deine Einnahmen fließen. Gehaltskonten bieten einige Banken noch gebührenfrei an. Wichtig ist, dass du Überweisungen und Daueraufträge ohne Zusatzkosten durchführen kannst. Von diesem Gehaltskonto lässt du auch sämtliche Fixkosten abbuchen. Diese sind gut planbar und müssen innerhalb eines Monats nicht weiter berücksichtigt und verfolgt werden.

Idealerweise kannst du dort auch ein kostenloses Tagesgeldkonto für deine Reserve führen. Ich habe diesen Reserve-Betrag zu Beginn auf einem separaten Konto bei einer anderen Bank geführt. Das war für mich noch einmal mental einfacher, diesen Betrag nicht ständig in der Kontoübersicht zu sehen. Da ich ab und zu doch einmal Geld hin- und hergeschoben habe. 

Das Einkaufskonto mit Kreditkarte und Tagesgeldkonto

Die Budgets für deine Einkäufe und Freizeitausgaben würde ich separat vom Gehaltskonto verwalten. Sonst verlierst du den Überblick über deine Budgets. Für ein kostenloses Konto, welches keine Gehaltseingänge verzeichnet, muss man schon etwas mehr suchen. Doch auch das ist nicht unmöglich!

Online bezahle ich heutzutage meistens mit der Kreditkarte. Ob du diese nun bei der Bank hast, wo du auch dieses Einkaufskonto führst oder woanders und das Einkaufskonto nur als Verrechnungskonto angibst, das ist letztendlich eher eine Frage der Übersichtlichkeit.

Du überweist also das Budget für deine Einkäufe und Freizeitausgaben auf das zusätzliche Girokonto, sodass dort ausschließlich die Ausgaben des täglichen Bedarfes abgezogen werden. Es ist dann auch egal, ob du mal mehr für Lebensmittel ausgibst oder für deine Freizeit. Hauptsache du bleibst insgesamt im Budgetrahmen. 

Ein weiteres Tagesgeldkonto benötigst du für deine größeren Ausgaben. Du möchtest ja nicht an deine Reserve gehen, um den Urlaub zu bezahlen, oder? Richte dir also ein weiteres Tagesgeldkonto zu diesem Girokonto ein. Auch hierauf kannst du den für dich passenden Anteil überweisen.

Das Depot

Um Investitionen an der Börse machen zu können, benötigst du ein Depot. Es gibt diverse Seiten im Internet, auf denen sogenannte Broker gegenübergestellt werden. Achte bitte auch hier auf die Kosten für Einmalkäufe und Sparpläne. Vor allem ETF-Sparpläne sollten kostenlos sein.

Diese Depots beinhalten meistens eigene Verrechnungskonten. Dort kannst du also ganz einfach 1x beim Gehaltseingang deine Sparrate überweisen und von dort die Sparpläne bedienen.

Die Monatliche Verwaltung der 5 Töpfe

Kommen wir nun zu dem spannenden Teil der Automatisierung. Was sich bisher vielleicht komplex angehört hat, löst sich nun in eine einfache Struktur auf.

So organisierst du deine Geldflüsse

Dein Gehalt kommt vermutlich monatlich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf deinem Konto. Zu diesem Zeitpunkt (evtl. mit 1 Tag Verzug) solltest du auch deine Daueraufträge anstoßen. Wenn also dein Gehalt immer am Monatsende bei dir ankommt, dann kannst du auch am 30./31. die Budgets verteilen. Du überweist dir also spätestens zum 01. jeden Monats das Geld für deine Einkäufe und Freizeit und die Sparpläne. Die Daueraufträge für die Reserve und dem kurzfristigen Sparanteil kannst du auch mit etwas Verzug laufen lassen. Also beispielsweise am 05.

Ist das alles einmal eingerichtet, musst du dich monatlich um nichts mehr kümmern. Du hast einen Überblick über deine Einkäufe, die Fixkosten sind sowieso über das Gehaltskonto gedeckt. Und auch deine Investitionen werden automatisch getätigt. Einfach, oder?

Die Sicherheitsmechanismen

Zunächst einmal sollten deine Budgets zwar als Richtlinie zu betrachten sein, dich aber nicht bei der kleinsten Überschreitung unter Stress setzen. Daher habe ich ein paar Sicherheitsmechanismen vorgesehen. Auf den beiden Girokonten würde ich immer mindestens 20 % der Monatsausgaben einmalig als zusätzlichen Puffer liegen lassen. Wenn du also 500 € für das Einkaufen und deine Freizeit benötigst, würde ich dort einmalig ungefähr 100 € als Sicherheit bereithalten. So kannst du auch mal dein Budget der 500 € überschreiten, ohne direkt in den Dispo zu rutschen.

Als weitere Sicherheit würde ich, wie bereits mehrmals erwähnt, die Budgets etwas gröber fassen. Sowohl dein zu verteilendes Nettoeinkommen etwas nach unten abrunden, als auch deine Budgets für Fixkosten und Einkäufe etwas nach oben setzen. Denn es ist immer besser etwas übrig zu haben, als mehr zu benötigen. Logisch, oder? Zumal du dir ja nicht centgenau 15% von 2.167,89 € deines Nettogehaltes überweist. 

Auf deinem Verrechnungskonto des Depots solltest du ebenfalls mindestens die Sparraten bereithalten, die zum Monatsanfang abgebucht werden. So stellst du sicher, dass sich die Sparplanausführung nicht mit dem Geldeingang überschneiden.

Die Kontrolle 1x im Quartal

Komplett alleine laufen lassen, kannst du es dann doch nicht. Ich kontrolliere 1x alle 3 Monate sämtliche Konten. Dabei kontrolliere ich zunächst, ob die Budgets ausgereicht haben. Du solltest also immer noch mindestens deine 20% Puffer auf den beiden Girokonten haben. Berücksichtige dabei natürlich, dass deine Fixkosten auch Ausgaben beinhalten, die vielleicht nicht monatlich abgebucht werden. Hat sich denn an den Fixkosten oder deiner Gehaltssituation verändert? Dann solltest du einmal deine Budgets dahingehend prüfen.

Alles was darüber liegt verteile ich wieder. Denn sowohl deine Fixkosten, als auch deine monatlichen Ausgaben sind bereits budgetiert und werden sich in den nächsten Monaten nicht weiter erhöhen. Du benötigst das Geld dort also nicht. Du hast demnach mehr gespart, als du wolltest. Gut gemacht!

Ich verteile das Geld anschließend zu 70 % auf mein Depot und zu 30% auf das Tagesgeldkonto für den nächsten Urlaub. Natürlich kannst du mit diesem Überschuss auch shoppen gehen. Ich persönlich ziehe den langfristigen Erfolg immer dem kurzfristigen Konsum vor. Daher investiere ich das Geld immer oder lege es in meiner Weiterbildung an. 

Verteilung der zusätzlichen Einkünfte

Leider viel zu selten, aber ab und zu kommt es vor, dass wir außerordentliche Einkünfte haben. Das kann die Steuer-, Strom- oder Nebenkostenrückzahlung sein, ebenso wie eine Bonuszahlung des Arbeitgebers. Was fangen wir damit an?

Hier halte ich es wie mit den Überschüssen der Girokonten. 70 % werden investiert, der Rest wird für den Urlaub oder Fortbildung zurückgelegt. Ich wohne allein zur Miete, muss also für niemand anderen sorgen. Auch teure Hausreparaturen werden nicht auftreten. Daher kann ich das so machen. Es gibt dennoch einige, die eine andere Verteilung vornehmen. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, für einen Teil des Geldes shoppen zu gehen, mit den Kindern in den Freizeitpark zu fahren oder eine Anschaffung für die eigenen 4 Wände vorzunehmen.

Verprasse das Geld nicht wahllos, gönn dir aber auch gerne etwas. Du hast es dir verdient. Ich bin kein Fan davon, wie ein bettelarmer Mönch zu leben, nur um als gebrechlicher Rentner die Weltreise machen zu können. Hab Spaß, genieße dein Leben. Doch finde die Waage zwischen Spiel, Spaß, Spannung und deiner finanziellen Absicherung im Alter.

Fazit

Diese Anleitung hilft dir hoffentlich dabei, deine Finanzen zu regeln. Es ist zu Beginn aufwendig, die Budgets festzulegen und sich ggf mit den (neuen) Konten auseinandersetzen zu müssen. Glaub mir aber, es ist unglaublich entspannend, zu wissen, dass du bis zum Monatsende noch Geld haben wirst und trotzdem für die Zukunft sparen konntest. Wie befriedigend es auch ist, wenn du alle 3 Monate deine Konten prüfst und Geld überweisen kannst, welches du nicht ausgegeben hast. Der aufwand lohnt sich, wenn sich das System einmal eingependelt hat,

Fehlen dir noch Infos dazu? War etwas unklar beschrieben? Dann kommentiere diesen Beitrag gerne. Ich freue mich auf den Austausch!

In diesem Sinne: Bleib niemals wie du heute bist!