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Die Zeit, die wir uns nehmen, ist die Zeit, die uns etwas gibt.

Ernst Ferstl

Prolog: Was ist Selbstreflexion?

Wann hast du dir das letzte Mal bewusst die Zeit genommen, um dich selbst zu reflektieren?

In meinem Selbstmanagement-Modell startet der Prozess mit der Selbstreflexion. In diesem Beitrag möchte ich dir näher bringen, warum die Selbstreflexion so wichtig für dein persönliches Wachstum ist. Danach zeige ich dir, welche Möglichkeiten der Selbstreflexion es gibt, wofür sie gut sind und wie du sie anwenden kannst. Zum Schluss gebe ich dir noch einen Ausblick, was dich bei GrowthVibe künftig zu diesem Thema erwartet.

Definition der Selbstreflexion

Die Selbstreflexion beschreibt eine kritische Analyse der eigenen Aktivitäten. Dabei werden das eigene Handeln, Denken und Fühlen betrachtet, mit dem Ziel nachteilige Denkproesse und Handlungsabläufe zu modifizieren. Mit der Selbstreflexion kannst du aus Fehlern der Vergangenheit lernen, impulsive Reaktionen in künftigen Situationen vermeiden, deine Emotionen besser steuern oder mehr Klarheit und Bewusstheit erlangen.

So kannst du die Selbstreflexion für sich nutzen

Du nimmst dir also bewusst Zeit, um dich entweder mit einer konkreten Erfahrung aus der Vergangenheit auseinanderzusetzen oder du stellst dir grundsätzliche Fragen, um dich für die Zukunft neu auszurichten. Hinzu kommt das Journaling als regelmäßige Form der Selbstreflexion. Mit diesen Erkenntnissen kannst du anschließend Entwicklungspotentiale ausschöpfen und deinen Horizont erweitern.  Dabei solltest du ehrlich und kritisch mit dir selbst sein, ohne dich dabei selbst zu verurteilen. 

Der Aspekt, dich nicht selbst zu verurteilen, ist an dieser Stelle extrem wichtig. Angenommen es gab eine Situation, in der du im Kundengespräch sehr impulsiv reagiert hast und daraus ein Konflikt entstanden ist. Dann ist es zunächst sinnvoll, diese Situation zu reflektieren, um ein Verständnis für die Gründe dieser impulsiven Reaktion aufzubauen. Es hilft allerdings nicht, wenn du dich anschließend in Selbstkritik verlierst. Die Situation ist bereits passé, du kannst nichts mehr daran ändern. Doch was du tun kannst, ist in Zukunft in ähnlichen Situationen besser zu reagieren, indem du solche Situationen bewusster meisterst, statt dich im Autopiloten in ungewollten Emotionen zu verfangen.

Wenn du bei einem Vortrag schlecht performt hast, dann mache dir bewusst, dass du in dieser Situation mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt hast, was deinen damaligen Kenntnissen und Fähigkeiten entsprochen hat. Sei zwar hart in der Analyse, doch konstruktiv in der Selbstkritik.

Letztendlich ist die Selbstreflexion eine Möglichkeit, dir selbst Feedback zu geben. So wie du anderen Menschen wertschätzend und beschreibend Feedback gibst, ohne sie moralisch zu verurteilen, so solltest du auch dich selbst behandeln.

So startest du mit der Selbstreflexion, um dich für die Zukunft auszurichten

Wenn du Unzufriedenheit oder Selbstzweifel verspürst oder du dir unschlüssig bist, welcher nächste Schritt der Richtige sein kann, dann bietet sich diese Form der Selbstreflexion an. Hier beschäftigst du dich mit tiefergehenden Fragen, um mehr Klarheit für deine Zukunft zu erlangen. 

  • Wo stehe ich in den mir wichtigen Lebensbereichen? Was will ich dort noch erreichen?
  • Was möchte ich in den nächsten 1 / 3 / 5 / 10 Jahren erreicht haben?
  • Welche Fertigkeiten benötige ich noch, um kommende Aufgaben bewältigen zu können?
  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Wenn ich von vorne beginnen könnte: Was würde ich anders machen?
  • Was möchte ich noch lernen?
  • In welche Richtung möchte ich mich entwickeln?
  • Würde ich woanders meine Talente besser einsetzen können?
  • Kann mich das was ich heute mache, auch in 5 Jahren noch begeistern?

Neben diesen Fragen kannst du dir auch Gedanken machen, welchen Weg du einschlagen würdest, wenn du jetzt noch einmal am Beginn deines Arbeitslebens stehen würdest. Schreibe dir 5 – 10 Möglichkeiten auf und wiege sie anschließend gegeneinander ab. Ein anderes nützliches Tool kann das sogenannte Lebensrad sein. Hierzu wird es noch einen Beitrag geben, wie ich zum Jahreswechsel mit Hilfe des Lebensrades arbeite.

Bei diesen Fragen ist es wichtig, dir Zeit und Ruhe dafür zu nehmen. Ich persönlich fahre alle 6 Monate für ein verlängertes Wochenende an einen schönen Ort und setze mich mit mir selbst auseinander. Dort werden dann ausgiebig die Vergangenheit reflektiert, Ideen entwickelt und Pläne geschmiedet und Ziele formuliert. Selbstverständlich ohne Handy, TV oder sonstigen technischen Ablenkungen. Probiert es aus, ich liebe diese Wochenenden.

So kannst du konkrete vergangene Situationen und Erfahrungen reflektieren

Eine konkrete Situation kann beispielsweise ein Workshop sein, ein Gespräch oder auch ein Konflikt. Für die Selbstreflexion einer erlebten Situation bieten sich Fragen an, durch die du dich tiefer damit auseinandersetzen kannst. Diese Fragen haben das Ziel, das eigene Verhalten zu analysieren, nicht die Schuld bei sich selbst oder jemand anderes zu suchen. Idealerweise nimmst du dir direkt im Anschluss die Zeit zur Selbstreflexion, solange die Emotionen und Erinnerungen noch präsent sind. 

Hier ein paar Beispielfragen:

  • Hatte mein Vorgehen den gewünschten Effekt?
  • Warum habe ich mich so verhalten?
  • Wo besteht Verbesserungspotenzial?
  • Was genau lässt mich so denken / handeln / fühlen?
  • Was kann ich in derselben Situation ab morgen besser machen?

Der schwerste Schritt ist getan – du hast dir Schwächen und Stärken bewusst gemacht. Darauf kannst du jetzt aufbauen und deine Weiterentwicklung voranbringen. Nachdem du die Situation aufgearbeitet hast, kannst du aus den gewonnenen Erkenntnissen lernen und dich entwickeln, indem du dir Verbesserungsmöglichkeiten aufschreibst. Und genau das ist der wichtigste Schritt innerhalb der Persönlichkeitsentwicklung – dir Handlungsschritte zu erarbeiten, wie du dich verbessern kannst. Das ist wirkliches Wachstum!

Das Journaling als tägliche Reflexions-Routine

Wenn du dich täglich mit dir selbst befassen möchtest, dann kann ich dir das sogenannte Journaling ans Herz legen. Der Kern dieser täglichen Selbstreflexion ist es, dir regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg dieselben Fragen zu stellen. Dadurch kannst du leichter Veränderungen wahrnehmen und festhalten. Schon allein, dass du dir regelmäßig Gedanken machst, wird dich für gewisse Umstände sensibilisieren und positive Effekte mit sich führen.

Dabei stellst du dir beispielsweise folgende Fragen:

  • Wie fühle ich mich heute?
  • Was habe ich heute gelernt?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Was kann ich morgen besser machen?
  • Was ist mir heute wichtig?
  • Wie kann ich heute anderen ein gutes Gefühl geben?

Ein weiterer Vorteil des Journalings ist, dass du eine Gewohnheit entwickelst. Das kann der erste Schritt für eine Morgen- oder Abendroutine sein, worauf wir in einem anderen Artikel noch genauer zu sprechen kommen. Das Journaling kann wiederrum ein Tool sein, um deine Routinen zu kontrollieren. Du möchtest täglich Liegestütze machen oder meditieren? Dann halte deine Erfolge beim Journaling fest.

Das Journaling kannst du in einem normalen Notizbuch machen, wobei es auch bereits extra für diesen Zweck vorgefertigte Bücher gibt. Alternativ kannst du dir in OneNote oder Excel eine Vorlage erstellen oder eine der vielen Apps verwenden.

Ein kleiner Ausblick in die Zukunft

Selbstreflexion ist die Grundlage für das Selbstmanagement. Wenn du dir nicht gezielt Entwicklungspotenziale bewusst machst, hast du auch nichts wobei du dich verbessern kannst. Daher kann ich dich an dieser Stelle nur einladen, dir regelmäßig Gedanken über dich selbst zu machen. Ich werde dir bei GrowthVibe zu diesem Themengebiet viele Fragestellungen mit an die Hand geben, um dich immer wieder zur Selbstreflexion zu animieren. Ich werde dir auch meine Journaling-Vorlage in OneNote und vor allem meine Vorlage zum Jahreswechsel inkl. Lebensrad vorstellen.

Im nächsten Baustein meines Selbstmanagement-Modells geht es um die Motivation und deine Lebensziele. Dort werden wir einige der hier gestellten Fragen aufgreifen und damit weiterarbeiten.

In diesem Sinne: Bleib niemals wie du heute bist!

Unterschrift

Fallen dir noch weitere schöne Fragen ein? Wie praktizierst du die Selbstreflexion? Kommentiere doch gerne unten, was dir dazu durch den Kopf geht und lasse uns teilhaben!