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Zu sein was wir sind und zu werden wozu wir fähig sind – das ist das einzige Ziel des Lebens!

Robert Louis Stevenson

Prolog: Weshalb Persönlichkeitsentwicklung für jeden etwas ist

Du hast ein paar Themen, die du verändern möchtest, weißt aber nicht wie? Oder dir gelingt es einfach nicht, dich von schlechten Gewohnheiten oder Denkmustern zu lösen?

Der Jahreswechsel ist der Zeitpunkt, in dem viele Menschen sich selbst reflektieren und so neue Veränderungen oder Gewohnheiten anstoßen möchten. Doch relativ schnell scheitern diese Vorhaben wieder. Warum das so ist, werde ich dir in diesem Artikel näher bringen.

Nachdem ich dir die Entstehung von Gewohnheiten erklärt habe und was das mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat, werden wir uns näher mit Routinen und Glaubenssätzen beschäftigen. Wie immer bekommst du am Ende noch ein paar Umsetzungstipps sowie einen Ausblick auf das was dich unter diesem Themengebiet in Zukunft noch erwartet. Denn deine eigene Persönlichkeitsentwicklung entscheidet, welche Fähigkeiten du dir aneignest, um bei neuen Herausforderungen in Zukunft besser aufgestellt zu sein.

Was ist das eigentlich – die Persönlichkeit?

Um dir den Begriff der Persönlichkeit zu erklären, möchte ich mich der Analogie eines Computers bedienen. Als du geboren wurdest, hast du dich noch im Auslieferungszustand befunden. Deine DNS, das Erbgut, stellen dabei dein Betriebssystem dar, in welchem die Grundprogrammierung in Form deiner Hautfarbe, Geschlecht, Veranlagungen oder Talenten vorliegen.

Mit dem ersten Atemzug tauchen ständig weitere Updates durch eigene Handlungen oder über deine Sinnesorgane auf (Ohren, Augen, Nase, Mund, Haut). Mit jeder Erfahrung oder Erkenntnis wird diese neue Information mit einem Gefühl verknüpft, einer sogenannten emotionalen Prägung. Hast du als Kind eine gute Schulnote erhalten, dann wurde dir von den Schulkameraden, Lehrern und Eltern Anerkennung entgegengebracht. Die Erfahrung “gute Schulnote” wurde mit dem Gefühl der Anerkennung verknüpft und als positiv einsortiert. Hast du schlechte Noten bekommen, wurde dir Spott, Tadel oder Bestrafung entgegengebracht – also eine negative Prägung.

In diesem Kontext leitest du neben dem gesprochenen Wort, zusätzlich anhand des Tonfalles, Mimik oder Gestik solche Prägungen ab. Ein JA wird meist von einem freundlichen Lächeln begleitet, ein NEIN hingegen von einem ernsten Tonfall und Gesichtsausdruck. Die Summe all dieser Prägungen, auf Grund der gespeicherten Informationen und gekoppelten Emotionen, machen deine Erfahrungen aus. Die Aktionen oder Reaktionen, die du auf Grundlage dessen ableitest, nennen wir Persönlichkeit.

Wie wirkt sich die Persönlichkeit aus?

Emotionen werden durch verankerte Informationen im Gehirn ausgelöst

Dein Unterbewusstsein scannt bei jeder Information die Festplatte ab, ob bereits gleiche oder ähnliche Programmierungen vorhanden sind. Liegt etwas ähnliches vor, wird das zugehörige Programm ausgeführt und die angehängte Emotion freigesetzt.

Der Nachteil deines Betriebssystems ist die fehlende Fähigkeit zwischen realen Erlebnissen und Vorstellungen oder Gedanken zu unterscheiden. Es sind immer Nullen oder Einsen, die dasselbe Programm zur Speicherung sowie zum Abruf der Informationen auslösen. Wenn du an dein Lieblingsessen denkst, dein Lieblingslied oder ein schönes Erlebnis, werden bereits Emotionen ausgelöst und dein Körper stimuliert, obwohl deine Sinne gerade gar nichts aufgenommen haben.

So entstehen Gewohnheiten und Glaubenssätze

Somit sind wir beim Kern angelangt. Je häufiger du solche ähnlichen Referenzerlebnisse erlebst oder an sie denkst, verstärkst du diese Nervenbahn – es entstehen feste Gewohnheiten (Handlungen) oder Glaubenssätze (Denkmuster).

Das kannst du dir wie Krafttraining vorstellen. Je öfter sich das Referenzerlebnis wiederholt oder erneut hervorgerufen wird, umso stärker und fester wird dieser Muskel. Diese Referenzerlebnisse sind allerdings noch etwas vielschichtiger und werden durch ähnliche Informationen weiter verstärkt. Das möchte ich dir an zwei Beispielen erklären.

Beispiel: Sport treiben

Angenommen du möchtest mehr Sport machen, dein Unterbewusstsein holt jedoch jedes Mal beim Wort Sport negative Emotionen hervor. Du sagst dir also selbst “Sport ist nichts für mich, ich bin einfach unsportlich”. Das kann aus negativen Referenzerlebnissen und Denkmustern resultieren. Vielleicht wurdest du als Kind immer als letztes beim Schulsport gewählt? Hast du andere schlechte Erfahrungen beim Sport gemacht? Waren deine Freunde oder Geschwister besser im Sport oder haben es dir womöglich noch spöttisch vorgehalten? Wenn du jetzt an Sport gedacht hast, werden diese negativen Emotionen immer wieder hervorgeholt und verstärken diese Nervenbahn mit der Aufschrift “du bist unsportlich”.

Beispiel: Rauchen

Das Rauchen ist eine ähnlich starke Nervenbahn, die mit jeder Zigarette verstärkt wird. Du hast vermutlich viele Referenzerlebnisse erlebt, in denen die Zigarette dich treu begleitet hat: beim Kaffee, nach dem Essen, auf Partys, mit den besten Freunden, zum Feierabend, in der Pause und und und. Alles sehr positive Dinge, die du mit der Zigarette assoziierst. Und genau deswegen ist es so schwer sich das Rauchen abzugewöhnen, da du ja weiterhin Feierabend machen wirst oder Kaffee trinken wirst. Das Unterbewusstsein hat jahrelang gelernt, dass Kaffee und Zigarette eine super Kombination sind, was sich tausende Male zur Entspannung oder hin zu positiven Erlebnissen bewährt hat. Es besteht also gemäß deiner Denkmuster keinerlei Bedarf an einer Veränderung, denn der Feierabend ohne Zigarette ist weniger angenehm als mit einer Zigarette.

Jetzt mach du dir bitte einmal Gedanken, welche Glaubenssätze oder Gewohnheiten hast du? Was denkst oder machst du regelmäßig? Was möchtest du am liebsten nicht mehr tun?

Die Persönlichkeitsentwicklung ist dein individueller Reifeprozess

Bevor wir zu den Tipps zur Veränderung deiner Gewohnheiten und Glaubenssätze kommen, möchte ich dir allgemein erläutern, was sich hinter dem Begriff der Persönlichkeitsentwicklung verbirgt. Beginnen möchte ich mit dem Wort “Entwicklung”.

Begriffsdefinition: Entwicklung

Wir haben bereits gelernt, dass du im Laufe deines Lebens mit unzähligen Informationen konfrontiert wirst, die sich mal stärker und mal schwächer in deinem Unterbewusstsein festsetzen – du wurdest mit der Zeit also mit Erfahrungen, Glaubenssätzen und Gewohnheiten eingewickelt. Bei der “Persönlichkeits-Entwicklung” geht es also darum, diese Bänder zu betrachten und die nicht zielführenden Bänder, welche dich verwickelt haben, wieder zu ent-wickeln und abzulegen.

Wollknäuel als Symbol der Persönlichkeitsentwicklung
Wollknäuel

Begriffsdefinition: Persönlichkeitsentwicklung

Die Persönlichkeitsentwicklung ist der Oberbegriff für Veränderungen von Persönlichkeitsmerkmalen, die du dir im Laufe der Zeit aus eigenen Erfahrungen oder durch äußere Einflüsse angeeignet hast. Dieser Prozess führt schließlich dazu, das Selbstbewusstsein, die Resilienzfähigkeit (Widerstandskraft) Souveränität, innere Stärke oder deine Problemlösungskompetenz zu steigern.

So lebst du Persönlichkeitsentwicklung

Um etwas entwickeln zu können, musst du dir selbstverständlich zunächst deine Fähigkeiten, Talente sowie Stärken und Schwächen bewusst machen. Du legst für dich selbst fest, wer du sein und wohin du dich entwickeln möchtest. Dazu habe ich bereits in den Artikeln zur Selbstreflexion und Motivation Möglichkeiten aufgeführt, wie du damit arbeiten kannst. Das Ziel ist, über aktive Handlungen das bestehende Verhaltensmuster, die Gewohnheit, Eigenschaft oder Fähigkeit zu verändern.

Hast du dein Potential ermittelt, kannst du dir im nächsten Schritt aufschreiben, was die zu verändernde Eigenschaft alles negatives mit sich bringt und dies extrem negativ darstellen. Anschließend malst du dir die Dinge positiv aus, die die Veränderung mit sich bringt. Wie toll wird es sein, wenn du xy verändert hast? Was sagt dein Umfeld dazu? Wie wirst du dich fühlen?

So kannst du Gewohnheiten verändern

Was sind Gewohnheiten?

Gewohnheiten sind erlernte Handlungsmuster, die du dir im Laufe der Zeit angewöhnt hast. Und was du dir angewöhnt hast, kannst du dir erst einmal auch abgewöhnen oder dich umgewöhnen. Natürlich verändern wir uns auch, wenn wir von außen dazu gezwungen werden. Wenn wir uns auch immer erst einreden, dass die äußere Veränderung nur vorübergehend ist, sinkt der Widerstand mit der Zeit und wir erkennen, dass wir die Veränderung annehmen müssen. Die alte Gewohnheit ist nämlich nutzlos geworden.

Wurde schon einmal bei euch in der Heimat eine Ampel durch einen Kreisverkehr ersetzt? Ich bin dann immer sauer und sage “das braucht doch kein Mensch, ich brauche jetzt viel länger”. Doch wird mit jeder runde im Kreisverkehr der Widerstand kleiner:

  1. du regst dich immer weniger auf
  2. du akzeptierst die Veränderung
  3. die Veränderung wird nicht mehr als eine solche wahrgenommen
  4. du kannst dich gar nicht mehr an die vergangene Situation erinnern

So gehst du bei der Veränderung deiner Gewohnheiten vor

Jede einzelne Veränderung liegt außerhalb deiner Komfortzone. Jeder Gedanke an diese Überschreitung ruft Ängste in uns hervor, wie Misserfolg, Überanstrengung oder Zurückweisung.

Um dich also weiterzuentwickeln, musst du zunächst mit deinen Ängsten umgehen lernen. Solange die Ängste präsent sind, erzählen wir uns selbst, dass sowieso alles schief geht und wir das nicht können.

Hast du schon einmal Erfolg gehabt? Konntest du herausfordernde Situationen schon einmal meistern? Hast du schon Zuspruch erfahren, als du etwas Neues probiert hast? All das solltest du dir vergegenwärtigen und kleine Schritte in die richtige Richtung umsetzen.

Wenn du so langsam merkst, dass die Veränderung positive Resultate hervorruft, entwickelst du eine positive Haltung demgegenüber und entwickelst Momentum – der Drang wird stärker.

Doch solang die alte Gewohnheit noch präsent ist, führen dich Pausen und Unterbrechungen direkt wieder dorthin. Du benötigst also über Wochen und Monate hinweg viel Willenskraft, Mut, Geduld und Durchhaltevermögen. Erst wenn du dich nicht mehr aktiv für das neue Verhalten entscheiden musst, sprechen wir von einer Gewohnheit. 

So veränderst du Glaubenssätze

Was sind Glaubenssätze?

Die Veränderung von Glaubenssätzen ist noch eine Nummer anstrengender. Unsere Handlungen können wir aktiv steuern und beeinflussen. Hier gilt es lediglich den inneren automatisierten Drang zu unterdrücken.

Glaubensmuster sind tief verankerte Annahmen über uns selbst und die Welt um uns herum, welche sich nicht so leicht hervorrufen oder unterdrücken lassen. Glaubenssätze sind schädlich, wenn sie sich widersprechen, nicht aus eigener Kraft erreichbar sind oder schlechte Auswirkungen nach sich ziehen.

Jeder dieser Sätze kann weiter überprüft werden. Entstehen daraus negative Konsequenzen? Sind darauf negative Symptome zurückzuführen? Kollidieren sie miteinander oder sind widersprüchlich? Anschließend kann für jeden ermittelten Glaubenssatz entschieden werden, ob er aufrechterhalten, ersetzt oder angepasst werden soll. 

Glaubenssätze werden von wichtigen Bezugspersonen übernommen oder aus der Erfahrung heraus verankert. Positive Glaubenssätze können ein Beschleuniger sein, negative eine Bremse in unserer Entwicklung.  Durch die Beeinflussung unseres Handelns verstärken sie sich immer weiter. Habe ich den Glaubenssatz “ich bin unsportlich”, dann fühle ich mich beim kleinsten Hinweis bestätigt. Schlimmstenfalls strenge ich mich gar nicht erst an, um mir selbst zu beweisen, dass ich unsportlich bin.

So kannst du Glaubenssätze auflösen

Die Auflösung von Glaubenssätzen ist ein elementarer Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Glaubenssätze können dich stark bremsen und das Erreichen deiner Ziele verhindern.

  1. Erkennen: eigene Annahmen/Eigenbewertung auflisten, Listen mit Glaubenssätzen durchsehen
  2. Faktencheck: Erfahrungen auflisten, Sätze in Frage stellen und Gegenbeweise suchen
  3. Veränderung: positive Formulierungen auswählen oder komplett neue Sätze positiv formulieren
  4. Erfahrungen: Verhalten ändern “Was würde eine sportliche Person tun?” und kleine Schritte vornehmen
  5. Geduld: was über Jahre hinweg vorhanden war, wird auch längere Zeit benötigen, um zu verbleichen

Um die 5 prominentesten Glaubenssätze auf den Prüfstand zu stellen, kann ich dir den sogenannten Antreibertest empfehlen. Er befasst sich mit den Glaubenssätzen: Sei perfekt, mach schnell, streng dich an, mach es allen Recht, sei stark.

Das bringt dir die Persönlichkeitsentwicklung

Wenn du dich mit der Persönlichkeitsentwicklung befasst, lernst du dich zunächst besser kennen, indem du deine Handlungs- und Denkmuster analysierst. Mit jedem Mal, wenn du deine Komfortzone verlässt, stärkst du das Selbstvertrauen in deine eigenen Fähigkeiten. Das gesteigerte Selbstvertrauen führt dich dazu, dass du Herausforderungen positiver entgegen trittst, eine lösungsorientierte Mentalität entwickelst und somit noch eher positive Dinge erreichst und denkst.

Frag dich selbst, was für ein Mensch du in Zukunft sein möchtest? Welche Verhaltensweisen und Denkweisen behindern dich dabei? Fokussiere dich anschließend auf einzelne Bereiche und beginne mit kleinen Schritten, die immer größer werden.

Natürlich hilft es auch, grundsätzlich öfter mal etwas zu machen, was du entweder noch nie gemacht hast oder du machst Dinge, die nicht deinen Gewohnheiten entsprechen. Indem du diese kleinen Nadelstiche setzt, erweiterst du ebenfalls auf spielerische Art und Weise deine Komfortzone. Mir macht es unglaublichen Spaß.

Es ist wichtig, bei negativen Erlebnissen nicht stehen zu bleiben und das Negative immer wieder aufleben zu lassen. Sei nicht mehr ein Opfer der äußeren Umstände. Stattdessen konsequent weitermachen, positive Erlebnisse schaffen und das Erlebte verarbeiten, indem du positiv nach vorne schauen kannst… Die nächste Herausforderung kommt bestimmt.

Durch die gesteigerte Selbstverantwortung und den gewonnenen Selbstwert wird es dir allerdings auch schwerer fallen, Menschen zu akzeptieren, die das nicht tun. Und ja, das wird auch Freundschaften auf den Prüfstand stellen. Aber auch diese Akzeptanz ist eine Art der Persönlichkeitsentwicklung.

Ein kleiner Ausblick in die Zukunft

Wir haben heute gelernt, wie sich deine Persönlichkeit seit deiner Geburt entwickelt hat. Es gibt zahlreiche spannende Studien und Thesen, welche Eigenschaften angeboren und unveränderbar sind, welche in der Kindheit geprägt werden oder welche im Laufe des Lebens erlernt und verlernt werden können. Auch werde ich mit dir tiefer in den Bereich der Gewohnheiten einsteigen. Ich habe hier etwas ganz Besonderes vor – Gewohnheiten werden künftig noch eine zentrale Rolle bei GrowthVibe spielen. Darüber hinaus werde ich mit dir über den Unterschied von Fähigkeiten und Fertigkeiten sprechen und welche du künftig benötigst, um bestmöglich auf die kommenden Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet zu sein. Für deine Potentialentfaltung ist es weiterhin wichtig, dich von negativen Glaubenssätzen zu lösen. Hier gibt es viele Methoden, die ich dir ebenfalls mitgeben werde. Um die Möglichkeiten deiner Entwicklung besser einordnen und steuern zu können, lernst du auch Modelle kennen um etwas mehr Struktur hineinzubringen.

In diesem Sinne: Bleib niemals wie du heute bist!

Konntest du mit den Inhalten etwas anfangen? Hat dir etwas gefehlt? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.